Die Schilddrüse
Die Schilddrüse ist eine wichtige Hormondrüse des menschlichen Körpers. Sie produziert die Schilddrüsenhormone Trijodthyronin (T3), Thyroxin (T4) und Calcitonin.
Anatomisch setzt sich die Schilddrüse aus zwei Lappen zusammen, die über eine schmale Gewebebrücke (Isthmus) in Verbindung stehen. Die beiden Lappen bezeichnet man als Lobus dexter (glandulae thyroideae) und Lobus sinister (glandulae thyroideae).
Sie befinden sich beidseits unmittelbar ventral und lateral der Trachea (Luftröhre).
Jeder Schilddrüsenlappen hat etwa die Dimension einer größeren Olive. Das mittlere Gesamtvolumen der Schilddrüse beträgt bei Frauen etwa 16-18 ml, bei Männern bis zu 25 ml. Die Lappen sind von zwei bindegewebigen Kapseln umgeben. Die äußere Capsula fibrosa verbindet die Schilddrüse mit der Trachea, die innere Capsula serosa ist direkt mit dem Schilddrüsengewebe verbunden. Zwischen den beiden Kapseln befinden sich auf der Dorsalseite die Nebenschilddrüsen.
Die Innervation der Schilddrüse erfolgt durch Nervenfasern des vegetativen Nervensystems.
Die Schilddrüse produziert die Schilddrüsenhormone. Die Schilddrüsenhormone (Trijodthyronin T3 und Thyroxin T4) sind jodhaltig. Sie wirken in fast allen Körperzellen und regen dort den Energiestoffwechsel an. Nur wenn die Schilddrüse richtig funktioniert, arbeiten andere Drüsen optimal: Eierstöcke, Gebärmutter, Brustdrüsen, Hoden und Prostata. Sie sorgt sozusagen für Grundfeuchtigkeit und Wärme, ein Humus, auf dem die Geschlechtshormone überhaupt erst gedeihen können.
Die Schilddrüse selbst wird im Sinne eines Regelkreises durch das Hypothalamushormon TRH (TSH-Releasing-Hormon) und das aus der Hypophyse stammende TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon) in ihrer Funktion reguliert.
Wenn die Messfühler des Körpers feststellen, dass nicht genügend Jod in den Zellen ankommt, senden sie diese Information an das Gehirn. Dort schüttet dann die Hypophyse das Steuerhormon Thyreotropin (TSH) aus, das in der Schilddrüse die Sekretion von Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3) anregt. Umgekehrt hemmen Schilddrüsenhormone im Sinne einer Gegenkoppelung die Ausschüttung von TSH, so dass sich Gleichgewichtsspiegel der beteiligten Hormone einstellen. Darüber hinaus hängt die TSH-Bildung von dem Spiegel des Releasing-Hormons TRH ab, das vom Hypothalamus ausgeschüttet wird und den Sollwert des Regelkreises vorgibt.

T3 und T4 spielen eine wichtige Rolle für den Stoffwechsel unserer Zellen. Über die Blutbahn verteilen sie sich im ganzen Körper und docken dann an den Rezeptoren des Zellkerns und der Mitochondrien, also den „Kraftwerken" der Zelle, an. Der Zellstoffwechsel wird angekurbelt – und das hat verschiedene Auswirkungen: Unter anderem können die Zellen dank der Schilddrüsen-Hormone vermehrt Sauerstoff und Zucker (Kohlenhydrate) aufnehmen. Das wirkt sich wiederum auf unsere Verdauung, den Blutdruck und die Körpertemperatur aus.
Durch die Hormone werden auch der Stoffwechsel der Nervenzellen und die Gehirntätigkeit aktiviert. Somit hat die Schilddrüse auch einen erheblichen Einfluss auf die Psyche und das seelische Gleichgewicht.
Damit die Schilddrüse all diese umfangreichen Aufgaben bewältigen kann, braucht sie neben Eisen und Selen vor allem eines: Jod. Dieses Spurenelement ist einer der Hauptbestandteile der Schilddrüsen-Hormone. Die Aminosäure L-Tyrosin bildet die Grundlage der Hormone T3 und T4. Dort docken sich entweder drei (T3) oder vier (T4) Jod-Atome an. Erst dann sind die Hormone „komplett“.
Vielleicht die wichtigste Funktion der Schilddrüse ist es, uns überhaupt erst zu Individuen zu machen. Bei einer kranken Schilddrüse sind wir nicht die Menschen, die wir „eigentlich“ sind, weil nicht nur die Körperzellen schlecht versorgt sind, sondern auch die Nervenzellen des Körpers, die unser Denken und Fühlen hervorrufen. Davon gibt es grob gesagt zwei Grundtypen: Die Nervenzellen des Gehirns sind für unsere intellektuellen Fähigkeiten zuständig und die Nervenzellen im Bauch für unsere Gefühle. Unsere Instinkte, unsere Emotionen, unsere Ahnungen hängen an diesem „Bauchhirn“, das ebenfalls in seinen Zellen eine gute Jodversorgung benötigt. Dieses Bauchhirn produziert auch selbst Hormone – Serotonin und Dopamin, die „Glückshormone“. Diese werden gebraucht, um das Grundgefühl der Zufriedenheit hervorzurufen, das wir zum Leben brauchen.